Es ist angenehm warm und ich bin aufgeregt.
Ich warte an einem geplanten Treffpunkt auf Martin Krist.
Natürlich bin ich ihm schon zuvor begegnet.
Einige seiner Lesungen habe ich besucht, seine Bücher gelesen und „Engelsgleichs“ habe ich sogar im Verlag betreut.
Meine Verbindung zu diesem Autor ist also eine ganz besondere.
Ich schaue mich um und Martin lacht mir fröhlich entgegen.
Er leint seine hübsche Bjella ab.
Ich gehe auf die beiden zu, hocke mich hin und begrüße erstmal ausgiebig seine vierbeinige Begleiterin.
Sie ist wirklich eine süße Maus und genauso hübsch wie auf den Fotos, die Martin regelmäßig auf Facebook postet.
Wir entschließen uns zu einem entspannten Spaziergang durch den Treptower Park.
Martin hat seine große Hunderunde heute noch nicht gemacht und ich mag lange Runden, also werden wir diese gemeinsam laufen.
„Ich bin ein wortkarger Mensch.“
Martin fragt mich, ob ich konkrete Dinge wissen möchte.
Nein, möchte ich nicht, ich finde es schön, wenn er einfach erzählt und ich ihm zuhören kann.
Wer ihn schon live erlebt hat, weiß, was für eine tolle Stimme er hat. Man möchte ihm einfach nur stundenlang zuhören.
So ging es auch mir.
Zu Beginn warnte Martin mich gleich vor: „Ich bin ein wortkarger Mensch, wenn ich gerade in einer Geschichte versunken bin. Eigentlich bin ich dann gar nicht für die Außenwelt greifbar. Du hast also heute Glück.“
Irgendwie landen wir zuerst bei Martins Lesern.
„Ich liebe meine Leser.“
Er liebt und schätzt sie und er freut sich, dass er eine eingeschworene Fangemeinde hat, die seine Romane schätzt.
Das Schreiben liegt ihm nämlich sehr am Herzen.
Zwar ist er für die Zeit des Schreibens wie schon erwähnt kaum ansprechbar, aber danach möchte er natürlich dann auch wissen, wie seine Geschichten ankommen.
Nach dem Formulieren eines Kapitels, eines neuen Abschnitts, hilft es Martin, die Worte abends laut vorzulesen. Er möchte gerne hören, wie die Worte klingen. Dabei fallen ihm Schwachstellen auf eine ganz andere Art und Weise ins Auge, als nur beim Lesen.
„Der Dialog muss sitzen.“
Der Dialog ist ein ganz wichtiger Aspekt bei Martins Büchern.
Für ihn ist der Dialog der wohl anspruchvollste Teil des ganzen Buches.
Füllwörter, einfach nur um der Wörter Willen, gibt es bei Martin nicht.
Er möchte selbst mit Vergnügen lesen, was er niederschreibt.
Und mehr als die halbe Miete ist nunmal der Dialog.
„Es gibt manchmal so Assi-Hunde.“
Bjella stöbert die ganze Zeit völlig entspannt durch die unerforschten Seiten der Wanderwege im Treptower Park.
Zwischendurch holt sie sich bei Martin ein Leckerchen ab.
Dafür kann man sich dann auch mal auf die Hinterpfoten setzen.
Dann geht es aber gleich wieder auf Stöberkurs.
Bjella ist im Gegensatz zu leider vielen anderen Berliner Hunden absolut wohlerzogen.
Sie schaut sich nach Martin um, wenn sie nicht gerade ein bisschen verträumt ist, setzt sie sich an jeder Bordsteinkante auf ihre vier Buchstaben und erhebt sich erst wieder, wenn sie das Kommando dazu hört.
Martin hat viele unterhaltsame Anekdoten dazu auf Lager.
Beispielsweise versuchen andere Hundebesitzer ihre Vierbeiner im Park gerne zu erziehen.
Wenn dann ein scharfes „Sitz!“ über die Wiese schallt, setzt Bjella sich hin.
Der andere Hund tollt dann fröhlich weiter herum und Martin bekommt im Idealfall gar nicht mit, dass sein Hund jetzt auf der Wiese herumsitzt.
Er konstruiert in seinem Kopf weiter an seiner Geschichte, während Bjella seelig hoffend weiter auf der Wiese hockt und fest daran glaubt, dass ihr Herrchen schon irgendwann wiederkommt.
Scherzhaft meinte ich zu Martin, dass er ja spätestens am nächsten Tag wieder vorbeikommen würde und dann könnte er Bjella ja wieder einsammeln.
Daraufhin hat er nur gelacht und gemeint, das wäre gut möglich. Weil der kleine Haudegen bliebe wirklich sitzen.
„Mit Berlin verbindet mich eine Hassliebe.“
Bei dieser Aussage hätten wir eigentlich glatt „verhext“ rufen können, denn da geht es mir genauso wie Martin.
Berlin ist dreckig, Berlin ist laut, Berlin ist nie so, wie man sich das eigentlich wünscht und trotzdem möchten wir beide nicht woanders leben.
Aus verschiedenen Erlebnissen kann Martin dann auch Begebenheiten für seine Romane stricken.
Zum Beispiel hat Protagonist Kalkbrenner bei der Wohnungssuche in Berlin extra ein ruhiges Plätzchen im Dachgeschoss gewünscht, weil darüber schließlich niemand mehr wohnen kann. Getrampel von Obermietern wäre das schlimmste, was Kalkbrenner passieren könnte.
Tja, und was ist tatsächlich passiert?
Wer die Stelle im Buch kennt, weiß, dass sich über der Wohnung eine Dachterrasse von einem anderen Nachbarn befindet.
Also nichts mit entspannter Ruhe.
„Kalkbrenner ist ein bisschen wie ich.“
Dazu passt nicht nur die Anekdote mit der Wohnung.
Es sind auch die inneren Konflikte.
Er ist wie Martin Krist.
Als Beispiel nennt Martin „wortkarg“ und wir müssen beide lachen, denn heute ist Martin bisher alles andere als wortkarg gewesen.
Aber nach seinen Worten soll es ja auch andere Tage geben…
„David Groß ist mein alter Ego.“
Martin möchte mir unbedingt erzählen, wie viel von ihm selbst in seinen Charakteren steckt.
Er meint: „Das ist ein bisschen wie mit Old Shatterhand früher. Der war stark und so wollte man auch sein. Jetzt ist es David Groß und der ist tough.“
Den Vergleich mit Old Shatterhand finde ich schön und ich muss lächeln.
Martin Krist hat eine wunderbare Art zu erzählen, sagte ich das schon?
„Den Spaziergang morgens brauche ich, um meine Gedanken zu ordnen.“
Von der täglichen Runde profitiert also nicht nur Bjella, die natürlich immer dabei ist, auch für Martin ist sie wichtig.
Wenn er läuft, kann er seinen Kopf ordnen und über verfahrenen Situationen brüten.
Wenn ihr also mal einem etwas wortkargen Mensch begegnet, dessen Hund in einiger Entfernung entspannt auf einer Wiese sitzt und er antwortet euch nicht, wenn ihr ihn nach dem Weg fragt, dann ist das vielleicht ja Martin Krist.
Vielleicht… 😉
Ihr Lieben, ich habe einen wunderbaren Spaziergang mit Martin erlebt und ich kann nicht mal ansatzweise festhalten, worüber wir in den Stunden alles geredet haben. Dies ist nur ein minimaler Abriss aller Themen.
Wir haben unglaublich viel gelacht und über Bücher, Hunde und das Lesen geplaudert.
Martin Krist ist ein unglaublich liebenswürdiger, ironischer und witziger Typ.
Wenn ihr mal die Gelegenheit bekommt, ihn höchstselbst zu erleben, dann lasst euch das nicht entgehen!
Vielleicht könnt ihr ja dann verstehen, warum ich finde, dass er seine Hörbücher selbst einsprechen kann.
Gewinnspiel
Beantworte folgende Frage und du erhälst das dritte Wort für deinen Lösungssatz, welchen du am Ende der Tour per Mail an info@martin-krist.de einschicken kannst.
Welchen Held hat Martin Krist als Kind für seine Stärke bewundert?
1. Old Shatterhand (die)
2. Winnetou (das)
3. Bloody Fox (der)
Das gibt es zu gewinnen:
– ein Bücherpaket (Mädchenwiese, Drecksspiel, Engelsgleich signiert, sowie die drei Kalkbrenner-Romane Wut, Gier, Trieb als ePub)
– dreimal Engelsgleich signiert
– je einmal Drecksspiel und Mädchenwiese
Die einzelnen Stationen der Blogtour:
10.8. Karins Futschik
11.8. Selection Books
12.8. Kielfeder
13.8. Mond, Buch & Sterne
14.8. Ein Anfang und kein Ende
15.8. Literaturschock
Bitte schreibt mir doch in die Kommentare, wie euch diese etwas andere Herangehensweise gefallen hat, euch einen Autor vorzustellen.
7 Kommentare
Hallo und guten Tag,
ich persönlich finde, private Fotos werten so ein Interview immer um einiges auf, denn es zeigt wer hinter einen Roman streckt und wie der/die Autor/Autorin wirklich kickt..
LG..Karin…
Was für ein gelungener Beitrag, sehr sehr cool!! 🙂 Mir gefällt die ganze Tour bisher ausgesprochen gut, und da ich früher selbst ganz in der Nähe des Treptower Parks gewohnt und dort viel Zeit verbracht habe, ergaben die Fotos zusammen mit deinen Eindrücken ein schönes, kleines Kopfkino bei mir! Toll!! 😀
Ich freu mich auf die restlichen Beiträge!! Viele liebe Grüße
Philly von WortGestalt-BuchBlog
Hallo Ramona!
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Nur durch deine Erzählung habe ich Martin Krist und seine Hündin Bjella schon lieb gewonnen. 🙂 Ich konnte es mir bildlich vorstellen, wie ihr so durch den Park spazieren geht.
Liebe Grüße,
Leelou
Guten Morgen,
ich bin zwar etwas spät dran, aber ich habe dieses Interview gerade sehr genossen. Martin Krist scheint ein sehr sympathischer Mensch zu sein und seine Liebe zu Hunden macht ihn mir gleich noch viel sympathischer.
Das Lösungswort habe ich notiert, Eure Tour macht Lust auf das Buch (so soll es ja auch sein). 🙂
Liebe Grüße
Babsi
Interessante Herangehensweise und schöne Photos. Vielen Dank dafür. 🙂
LG
Claudia
Hallo ,
Vielen Dank für sehr interessantes Interview die mir sehr gut gefallen hat.und
auch tolle Fotos machen Beitrag noch mehr interessant .
Liebe Grüße Margareta
[…] war jetzt schon öfter für einige Zeit von zu Hause fort. Raus aus Berlin. Während der Ausbildung habe ich mehrere Monate im Internat in Frankfurt, oder auch mal vier […]