Durch Zufall habe ich Aufblühen. Wie Zimmerpflanzen uns helfen, gesund zu bleiben von Sarah Remsky gelesen. Der Kurzbeschreibung nach habe ich ein typisches „Pflanzenbuch“ erwartet. Pflegetipps, vielleicht Hilfen, welche Pflanze zu mir passt und wie ich sie am Leben erhalten kann.
Das habe ich in dem Buch auch bekommen und noch ein wenig mehr.
In ihrem Buch erzählt Sarah Remsky nämlich auch, wie sie überhaupt zu ihrer Leidenschaft für Pflanzen kam.
Ich muss euch unbedingt erzählen, wie wunderschön dieses Buch aufgemacht ist.
Es enthält zahlreiche, farbige Fotografien verschiedener einzelner Pflanzen, aber auch von Pflanzenkompositionen.
Besonders angetan haben es mir auch die vielen Illustrationen, mit denen einzelne Textpassagen geschmückt sind, oder beispielsweise auch Vor- und Nachsatz des Buches.
Also Aufblühen ist allein schon von der üppigen, stilvollen Gestaltung ein absoluter Hingucker.
In ihrem Buch nimmt die Autorin uns in ihre dunkelsten Stunden mit. In eine depressive Episode und in ihre zweimonatige Zeit in einer Klinik. Die Zeit in der Klinik und ihre Liebe zu den Pflanzen haben ihr laut eigener Aussage geholfen, im Leben zu bleiben.
Schon im Vorwort bin ich quasi über diese Themenerweiterung „gestolpert“.
Der Umgang mit depressiven Episoden ist für mich ja auch nicht unbekannt.
Generell kann ich sagen, dass ich mich in vielen Teilen des Buches wiedererkannt habe.
Ich stand selbst lange auf Kriegsfuß mit den mir anvertrauten Pflanzen. Als ich noch zu Hause wohnte, habe ich regelmäßig Pflanzen getötet. Egal welche Pflanze, ich konnte sie einfach nicht am Leben erhalten. Heute weiß ich, dass ich einfach keine Ahnung hatte. Jede Pflanze hat andere Bedürfnisse. Und wenn man halt auch nicht weiß, was man da vor sich hat, wie soll man dann die Bedürfnisse richtig erfüllen? Außerdem hatte ich ein, sagen wir mal, sehr unstetes Verhältnis zur Gießkanne. Entweder habe ich es übertrieben, oder ewig vergessen.
Als ich dann meine eigenen vier Wände bezog, da kaufte ich mir auch ein paar Pflanzen und siehe da, einige überlebten.
In den letzten Monaten zogen bei mir einige grüne Bewohner*innen ein. Denn das Kümmern hat mich oftmals ebenfalls abgelenkt. Also unbewusst. Und viele meiner Pflanzen wachsen heute echt wie Unkraut. Gut, ich achte aber auch besser auf sie.
Viele Dinge wurden mir dann auch wirklich bewusst durch Sarah Remsky vor Augen geführt.
Wie heilsam Pflanzen wirken können. Also natürlich nicht nur auf Menschen mit Depressionen. Sondern die Verbindung zur Natur liegt uns im Blut. Sie ist vielleicht nur manchmal ein wenig verschüttet.
Studien zufolge hilft das Gärtnern bei Depressionen. In der Erde kommt die Haut mit einem Bakterium in Kontakt, dass den Serotoninspiegel ansteigen lässt. (Quelle, zuletzt abgerufen: 15.06.20, 13:58 Uhr)
Wusstet ihr das? Dass es dazu sogar wissenschaftliche Untersuchungen gibt?
Natürlich können Pflanzen weder mich, noch Sarah, noch euch heilen. Pflanzen können eine Möglichkeit der Ablenkung bieten. Sie können unseren Fokus für eine Weile auf etwas anderes lenken. Vielleicht lässt sich dadurch eine besonders hartnäckige Gedankenspirale durchbrechen.
Aufblühen von Sarah Remsky hat mehrere Facetten. Einerseits steht natürlich ihre Krankheit und der Umgang damit im Vordergrund. Allerdings gelingt es der Autorin, immer wieder eine Brücke zu den geliebten Zimmerpflanzen zu schlagen. Entweder dadurch, wie sie überhaupt erst durch die Erkrankung zu den Pflanzen kam. Oder dadurch, wie sie ihre Mitpatient*innen ebenfalls für Pflanzen begeistern konnte.
Auf der anderen Seite steht die Pflege natürlich auch ganz groß im Vordergrund. Die Autorin gibt beispielsweise zahlreiche Tipps zum Licht, zum Gießen und zur Luftfeuchtigkeit. Außerdem hat sie auch einen Fragebogen entwickelt, welche Pflanze zum*zur jeweiligen Leser*in passen könnte und warum. Also vor der Anschaffung einer Pflanze sollte man sich fragen, wie viel Zeit man investieren möchte, in welche Richtung das Aussehen gehen soll und natürlich auch, welche Bedingungen sie zum Leben und Wachsen braucht.
Eigentlich alles logische Fragen. Wenn ich mein Kaufverhalten bei Pflanzen in der Vergangenheit beurteile, dann richtete sich das meistens allerdings einzig und allein nach dem Aussehen.
Kein Wunder, dass bei mir nichts überlebt hat.
Ich habe Aufblühen als ein unglaublich bereicherndes Buch empfunden und an keiner Stelle als bedrückend. Falls ihr das aufgrund des Depressions-Themas befürchten könntet.
Nach dem Lesen hatte ich die unbändige Lust, mein Zuhause auch noch mit weiteren Pflanzen zu schmücken. Ein paar habe ich, aber irgendwie nicht genug. Also so vom Gefühl her. Und da ich jetzt ja auch besser weiß, wie ich es anstelle, bin ich diesen Plan sogar schon angegangen. Vier Neuzugänge hatte ich bereits. Da habe ich mich vorher informiert, was sie brauchen. Damit ich nicht wieder aus Versehen eine Pflanze eingehen lasse. Klar, es wird bestimmt noch mal vorkommen. Aber ich werde nicht mehr so blauäugig an das Thema herangehen.
Also, wenn ihr auch denkt, ihr habt einen wirklich verrußten, schwarzen Daumen, dann lasst euch davon nicht entmutigen! Es kann auch anders gehen. Ich dachte das ebenfalls von mir. Was es braucht, ist bloß ein wenig Wissen. Die Bereitschaft, zu lernen und zu wachsen.
Wachstum tut nicht nur den Pflanzen gut, sondern uns auch.
4 Kommentare
Das Buch hört sich wunderbar an und deine Rezension war ebenfalls sehr schön! Ich liebe Pflanzen. Mein Papa hat schon immer sowohl drin als auch draußen viel mit Pflanzen gemacht, mit ihnen gearbeitet, sie als Nutzpflanzen angebaut und ich bin damit aufgewachsen. Das Grüne um mich herum stimmt mich einfach immer fröhlicher und Räume ganz ohne Pflanzen finde ich im Normalfall nicht ganz so schön. Dass auch du dich mittlerweile sehr gut mit Pflanzen anfreunden konntest, freut mich sehr 🙂 Und dass Pflanzen auch helfen können, zumindest indem sie Ablenkung gewähren, ist doch auch super 🙂
Liebste Grüße
Kat
Hallo Kat,
danke dir, für deine lieben Worte.
Es freut mich, dass Pflanzen dich schon so lange begleiten und sie dich so positiv stimmen können.
Liebe Grüße
Ramona
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Pflanzen können einen enormen Einfluss auf unsere Spyche haben. Das sollte man nicht unterschätzen.
Mit besten Grüßen
Nina
Das stimmt, das sollte man keinesfalls unterschätzen!
Danke dir, für die netten Worte.
Viele Grüße
Ramona