Viele wundervolle Verlage hier in Deutschland sorgen dafür, dass wir so oft in den Genuss von französischer Literatur kommen können, auch wenn wir die Sprache des Landes vielleicht nicht beherrschen.
Doch wie kommen Bücher aus Frankreich nach Deutschland?
Welche Unterschiede gibt es eventuell?
Gestern gab es bei Ramona von El Tragalibros ein Interview mit dem Suhrkamp Verlag.
Bei mir stellt sich diesen Fragen heute Annette Weber, die Programmleiterin der Belletristik vom DuMont Buchverlag.
Welche Unterschiede gibt es Ihrer Meinung nach bei den Lesevorlieben zwischen Deutschland und Frankreich?
Annette Weber: Grundsätzlich glaube ich nicht, dass es sehr große Unterschiede gibt. Wenn man sich die Bestsellerlisten anschaut, dann findet man auf den französischen Listen dieselben Titel wie auf unseren. Auch die Franzosen haben eine Vorliebe für Romane aus der englischsprachigen Welt, vornehmlich Spannungstitel und Frauenunterhaltung. Und daneben finden sich viele Titel, die nicht unbedingt ins Deutsche übersetzt werden, vielleicht weil sie vom Inhalt her zu französisch sind, als dass sie bei deutschen Lesern Anklang finden würden. Das gilt ja auch für deutsche Romane, die man nicht immer ins Französische übersetzt sieht. Wobei ich den Eindruck habe, dass mehr französische Bücher ins Deutsche übersetzt werden als umgekehrt.
Gibt es in französischen Texten etwas ganz Bestimmtes – eine Redewendung oder bestimmte (Satz-)Konstruktionen – die sich von der deutschen Sprache unterscheidet? Und eben für die franz. Sprache besonders ist?
Annette Weber: Wie jede Sprache hat auch die französische Sprache ihre Besonderheiten, und die Franzosen haben wie wir auch besondere Redewendungen.
Wie viel Beachtung schenken Sie in der Regel dem Gastland der Buchmesse bei der Programmplanung? Nach welchen Kriterien entscheiden Sie?
Annette Weber: Wenn möglich haben wir immer einen Titel aus dem jeweiligen Gastland im Programm. Der Titel muss sprachlich und inhaltlich überzeugen, den Lektor bzw. das Lektorat durch Thema und Umsetzung begeistern; und das Buch muss in unser Programm passen.
Gibt es in Ihrem Programm Bücher franz. AutorInnen, die sich thematisch wiederholen? Auf welche Themen haben Sie Ihren Fokus gesetzt?
Annette Weber: Nein, die Themen wiederholen sich nicht. Autoren bewegen sich zwar meist in ihrem Themenfeld, aber die einzelnen Titel unterscheiden sich deutlich voneinander.
Wir schließen keine Themen aus. Entscheidend ist, ob ein Buch und sein Thema überzeugt.
Haben Sie einen persönlichen Gastland-Buchtipp aus Ihrem Verlag?
Annette Weber: Ich empfehle die beiden Romane von Delphine de Vigan, Nach einer wahren Geschichte und Tage ohne Hunger.
Und natürlich Michel Houellebecq, In Schopenhauers Gegenwart.
Ich danke Annette Weber, für ihre Antworten auf unsere Fragen und hoffe, ihr habt einen weiteren Einblick bekommen, wie die Bücher aus Frankreich nach Deutschland kommen und wie die französischen Leser so ticken.
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Facebook-Veranstaltung. Morgen ist dann übrigens Madame Cuisine an der Reihe. Es wird also wieder kulinarisch. Bleibt dran und seid gespannt!
Welche französischen Autoren, oder Titel, könnt ihr empfehlen? Meinen Lieblingsautor aus Frankreich habe ich euch ja schon ausführlich vorgestellt…
3 Kommentare
Hi Ramona!
Was für ein interesses Interview! Ich musste an meinen Französischunterricht in der Schule denken. Da haben wir in der Oberstufe „Un aller simple“ gelesen und ich dachte mir beim Lesen nur „Puh, einen seltsamen Geschmack haben die Franzosen“ (auch bei den französischen Filmen musste ich das immer mal wieder denken). Umso spannender war es dann zu lesen, dass die Bestsellerlisten dort doch den unseren hier gleichen bzw. ähneln. Das hätte ich nicht gedacht 🙂
Liebe Grüße
Laura
[…] Interview mit dem Dumont Buchverlag […]
Ein interessantes Interview. Eine gute Webseite. Ich habe ein Buch über mein eigenes Lebens verfasst. Es wird am 01.01.2018 veröffentlicht. Die Paten von Berlin – die neue Mafiaserie aus Berlin. Einfach mal reinschnuppern.