Dieser Artikel enthält Werbung für den Carlsen Verlag.
Ich bin depressiv.
Aber ich bin damit nicht allein.
Wusstet ihr, dass nur in Deutschland jede*r vierte Erwachsene im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung erfüllt? (1)
Und viele Menschen werden außerdem wahrscheinlich auch gar nicht offiziell diagnostiziert. Denn in unserer Gesellschaft zählt Leistung und eine psychische Erkrankung wird noch immer als Schwäche gesehen.
Zu den typischen psychischen Erkrankungen gehören zum Beispiel Depressionen, Angsterkrankungen, oder auch Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch. Und obwohl so viele Menschen darunter leiden und damit leben, ist mental health größtenteils noch immer ein Tabu. Etwas, worüber man nicht redet.
Und wenn man darüber spricht, dann aber bitte auch mit passenden Lösungsvorschlägen. Und bloß nicht die Mitmenschen zu sehr runterziehen. „Depri“ sind wir ja schließlich alle mal und warum haben wir uns eigentlich so?
Its okay not to be okay
Umso bemerkenswerter finde ich es, dass immer mehr Menschen den Mut haben, über ihre Erkrankungen zu sprechen. Psychische Gesundheit zu einem Thema machen, das Aufmerksamkeit braucht.
Dazu passt auch das Buch, was ich euch gerne vorstellen möchte:
Psychische Gesundheit geht uns alle an. Trotzdem trauen sich die wenigsten, offen darüber zu sprechen. Die britische Aktivistin Scarlett Curtis hat es sich zu ihrer Mission gemacht, dieses gesellschaftliche Tabu zu brechen, und gefragt: Was bedeutet psychische Gesundheit für dich? Mehr als 30 inspirierende Menschen teilen in dieser Anthologie ihre ganz persönliche Geschichte. Die Texte sind aufrüttelnd, lustig, schonungslos, poetisch und tröstend. Sie sind wie ein Zuruf, ein lautes Signal, das alle da draußen wissen lässt: Du bist nicht allein! Egal, was du gerade durchmachst – es ist okay.
Zum Verlag: Carlsen Verlag (Leseprobe)
Für das Buchprojekt Its okay not to be okay hat Scarlett Curtis sich Menschen gesucht, die über ihre psychische Erkrankung sprechen. Es ist kein Lehrbuch und hier melden sich auch nicht überwiegend Psychiater*innen, oder Psycholog*innen zu Wort. Es sind viele persönliche Geschichten zusammengekommen, die Mut machen sollen.
Mit dabei sind beispielsweise Emma Thompson, Emilia Clarke, Lena Dunham und Matt Haig.
Wie schreibe ich jetzt über ein Buch, was so viel in mir ausgelöst hat und was so eine ernste Grundlage hat, wie es mir gefallen hat? Kann ich überhaupt von ‚gefallen‘ sprechen? Bei einem Buch, wo es um die psychische Gesundheit geht?
It’s okay not to be okay hat mir vielfach einen dicken Kloß im Hals beschert. Hat bei mir für eine dicke Schicht Gänsehaut gesorgt. Hat mich erschreckt. Warum? Weil ich mich in so vielen Zeilen erkannt habe. Weil es meine Gefühle waren, die ich hier in diesem Buch gefunden habe.
"Es gibt Tage, an denen fühle ich mich immer noch wie unter Wasser. Als würde um mich herum die ganze Welt versinken. Und jeder Atemzug schmerzt."
Die einzelnen Autor*innen gehen alle ganz unterschiedliche an ihre Aufgabe heran, ein Essay zu diesem Buch beizusteuern.
Mal sind es sehr persönliche Geschichten,. Mal sind es mutmachende Worte an andere Menschen, die auch mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen haben. Mal sind es stärkende Worte und mal sind es Sätze vom Scheitern. Zeilen, die den Kampf gegen die Psyche, oder das Annehmen der jeweiligen Krankheit beschreiben.
Es ist ergreifend.
Psychische Gesundheit geht uns alle an.
Egal, ob wir selbst betroffen sind, oder nicht. Selbst, wenn ihr Glück habt, in eurem Umfeld gibt es unter Garantie Betroffene. Menschen, die depressiv sind, oder mit Ängsten, oder einer PTBS leben.
Ich weiß, dass es für Außenstehende oft schwierig ist, auf eine psychische Erkrankung zu reagieren. Wie geht man damit um, was soll man sagen und was besser nicht? Wie gibt man Beistand, welche tröstenden Worte helfen und wann ist einfach nur Zuhören am allerbesten?
It’s okay to be not okay und auch ich wissen darauf keine Antwort. Weil wir alle individuell sind. Individuell mit unseren Erlebnissen und auch unseren Päckchen, die es zu tragen gilt.
Manch ein Mensch wünscht sich Nähe, ein anderer wünscht sich Abstand.
Wenn ihr nicht wisst, wie ihr mit einem Menschen und seiner psychischen Erkrankung umgehen sollt, dann habe ich trotzdem den ultimativen Tipp für euch:
Was brauchst du? Wie kann ich helfen?
Wenn ihr wirklich keine Ahnung habt, wie ihr gerade helfen könnt, wenn zum Beispiel jemand in einer depressiven Phase feststeckt: Dann fragt nach. Fragt, wie ihr helfen könnt. Oder was die Person gerade braucht.
Manchmal ist das vielleicht eine Schulter, oder eine Umarmung, oder die Erledigung des Einkaufs. Manchmal ist es auch einfach nur die Bitte, alleingelassen zu werden.
Aber wisst ihr, was am wertvollsten ist?
Urteile nicht über jemanden, der*die psychisch krank ist.
Lapidare Sätze á la: Das kenne ich, ich bin auch manchmal traurig.
Oder: Ach, geh doch einfach mal raus und spazieren, dann kriegst du schon wieder gute Laune.
Solche Sätze helfen wirklich nicht!
Sie verstärken im schlimmsten Fall nur die Negativspirale, die jemand mit Gewitterwolken im Kopf gerade erlebt.
Depressionen sind mehr als nur Traurigkeit.
Angst ist mehr als nur „Iiih, eine Spinne.“
Psychische Krankheiten sollten auf keinen Fall unterschätzt, oder auf die leichte Schulter genommen werden. Denn ich las es auch im Buch: Nach außen hin merken andere Menschen oft nicht, was im Inneren einer Person wirklich vor sich geht. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert man und kann nach außen hin völlig unbeschwert wirken.
Persönliche Geschichten für mehr Verständnis
In It’s okay to be not okay, herausgegeben von Scarlett Curtis, findet ihr sehr viele persönliche Geschichten von psychisch erkrankten Menschen.
Sie haben mir, als betroffener Frau gezeigt, dass ich nicht allein bin. Denn diese alles umfassende Einsamkeit, die mich in sehr dunklen Phasen begleitet, die ist wohl die schlimmste Sache an meiner Depression. Die zerfrisst mich dann zuweilen so richtig. Die Einsamkeit verhöhnt mich. Zu wissen, dass ich nicht allein bin, das gibt mir Kraft. Das zeigt mir, dass ich eben nicht ‚verrückt‘ bin.
Ich denke, diese vielen Geschichten zeigen auch euch als nicht-betroffenen Personen einen tiefen Einblick in die empfindsamen Seelen von psychisch kranken Menschen. Ich denke, ein solches Buch zeigt euch, dass es wirklich jede*n erwischen kann. Egal wie alt, welches Geschlecht, welcher gesellschaftlicher Status, oder was auch immer. Und ich hoffe sehr, dass diese persönlichen Geschichten aus dem Buch für mehr Verständnis sorgen. Dass Bücher wie It’s okay to be not okay ein bisschen mehr das Tabu durchbrechen und das Stigma aufweichen, was noch immer mit einer psychischen Erkrankung verbunden ist.
Denn, was mir auch noch wichtig ist zu sagen: Mit einer psychischen Krankheit ist man nicht automatisch böse, oder ‚verrückt‘, oder unzurechnungsfähig. Das ist ja auch immer so eine Angst, die mitschwingt. Die hat mich auch lange und hartnäckig begleitet. Mittlerweile kann ich sie schon ganz gut abschütteln. Was ich sagen möchte: Man ist nur angehalten, etwas sensibler auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und vor allem immer ein Auge auf die psychische Gesundheit zu haben. Eigene Grenzen einzuhalten.
"Wenn Menschen beschließen, sich zu öffnen und mir zu erzählen, was sie durchmachen, beweisen sie enormen Mut."
Ich bin froh, dass ich It’s okay not to be okay gelesen habe. Wenn ihr übrigens jetzt auch neugierig auf das Buch seid, dann schaut doch mal in die Leseprobe. Und wenn ihr selbst mit eurer mentalen Gesundheit Hoch- und Tiefpunkte erlebt, dann gebt beim Lesen auf euch Acht. Sprecht mit jemandem über das, was ihr gelesen habt. Und sei es nur, um eurer Seele Luft zu machen.
Und wenn ihr nicht betroffen seid: Ich hoffe, ihr lest dieses Buch trotzdem und könnt in Zukunft Menschen mit einer psychischen Erkrankung besser verstehen.
Und damit möchte ich auch schon meinen letzten Satz tippen, obwohl ich zu dem ganzen Thema noch so viel sagen könnte:
Ihr seid nicht allein!
Quellen:
(1) Zahlen und Fakten – Schwerpunkte – DGPPN Gesellschaft (Letzter Zugriff: 14.07.21, 10:10 Uhr)