Ihr Buch, Maria und Josef (Werbung) habe ich vor kurzem gelesen und es hat mich so begeistert, dass ich kurzerhand Kontakt zur Autorin aufgenommen habe.
Und ich möchte euch das Buch wirklich ans Herz legen. Das ist keine verschwendete Zeit.
VIEL SPAß!
Liebe Nicole, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben.
Bitte stellen Sie sich doch zu Beginn kurz vor.
Liebe Ramona, das ist mein erstes Interview als Romanautorin. Es freut mich, dass Sie sich für mich als Mensch interessieren, aber vor allem fand ich Ihre Rezension meines Erstlings einfach wunderbar. Dafür also schon einmal meinen Dank.
Ich werde diese Weihnachten 49 Jahre alt. Als typisches Kind meiner Generation würde ich mich als Suchende bezeichnen, auch als eine Rastlose vielleicht. Die Liebe zwischen Mann und Frau hat mich schon immer fasziniert, weil sie mir grundsätzlich unmöglich scheint. Eigentlich verstehen wir uns nicht. Wir suchen uns ein Leben lang und jede Generation versucht aufs Neue ihr Glück, manchmal mit erstaunlich schönen Blüten, was mich zutiefst berührt.
Ich bin religiös, aber ohne Konfession. Wenn überhaupt, bin auch ich ein Marienkind, wie so einige der Charaktere in meinem Roman. Meine Antennen sind auf eine erdige Wahrheit, eine wirkliche Verbindung ausgerichtet und viel von Miriam lebt in meiner eigenen unruhigen Frauenseele.
Ihr Debütroman ist erfolgreich veröffentlicht. Wie fühlt sich das an?
Obwohl ich immer im Filmgeschäft tätig war, sowohl in den USA als auch in Deutschland, ist mein erster Roman vergleichbar mit einem Seelen-Striptease, weil er mein Innerstes offenbart. Es ist schaurig schön, also auch beängstigend.
Wie lange hat es gedauert, bis sich für „Maria sucht Josef“ ein Verlag interessiert hat?
Ehrlich gesagt ging es sehr schnell, da es bereits ein Drehbuch gab, das hier in Bayern von der Regierung gefördert wurde. Zudem habe ich eine Agentin, die mich begleitet hat, sodass ich das Dickicht der Verlage nicht alleine durchforsten musste.
Warum haben Sie das Buch geschrieben? Gab es einen Auslöser?
Ja, es gab einen ganz konkreten Auslöser, nämlich den Wunsch zu verstehen wer Maria und Josef heute sein würden. Kinderfragen waren der Auslöser. Zudem wünsche ich mir persönlich, dass die Qualität eines Josefs wieder Einzug hält in den Männerherzen. Ich sehe viel Schönheit darin.
Wie lange haben Sie an dem Buch geschrieben?
Ein halbes Jahr insgesamt, wobei die grundsätzliche Geschichte, also die zwei Wochen bereits in meinem Drehbuch aufgeschrieben war.
Hatten Sie manchmal Zeiten, an denen Sie einfach nicht weiterschreiben konnten – Schreibblockaden?
Nein, so etwas kenne ich nicht. Wenn ich genug geschlafen habe wache ich morgens auf und will an meinen Schreibtisch. Mein persönliches Teufelchen ist nicht die Blockade, sondern die Verzettelung. Ich könnte meinen Roman immer wieder und wieder überarbeiten, ein schrecklicher Zustand.
Die Protagonistin Miriam ist schwanger. Die Hebamme, bei der sie Hilfe sucht, nimmt z.B. Kontakt zum Ungeborenen auf. Oder sie versetzt Miriam in Trance und ergründet mit ihr zusammen ihre verletzte Seele. Wie sind Sie auf diese Themen gekommen? Glauben Sie selbst an solche Dinge?
Nicht nur glaube ich an solche Dinge, sondern ich habe sie selber erlebt. Es gibt heutzutage über Körperarbeit die Möglichkeit tief in die eigene Psyche einzudringen und sozusagen Verknüpfungen zu schaffen, die neue Wege öffnen.
Arbeiten Sie derzeit an einem 2. Roman?
Ja, ich habe bereits begonnen. Es ist wieder eine Frauengeschichte, ein sehr ungewöhnliches Schicksal, in einem historischen Kontext. Ich bin nach meinem ersten Roman wirklich süchtig nach der Arbeit selber geworden. Das Schreiben macht mich glücklich.
Lesen Sie selbst auch gerne?
Ich lese leidenschaftlich gerne, schon seit meiner Kindheit. Immer waren es die Autoren oder Autorinnen, die mich fasziniert haben. Oft habe ich alles gelesen, was jemand veröffentlich hat. Sie waren meine geheimen Freunde, vor allem auch in schwierigeren Lebenssituationen.
Was machen Sie sonst noch so in Ihrer Freizeit?
Meine größte Leidenschaft ist das Reisen, aber ich sehe auch sehr gerne gute Filme. Ansonsten habe ich nicht sehr viel Freizeit im landläufigen Sinne. Ich bin Mutter, Drehbuchautorin, seit neustem auch Filmproduzentin und versuche meine Zeit sinnvoll zu nutzen. Würde man mich allerdings fragen, was ich außer der Arbeit gerne mache, – die Antwort ist trivial: Kochen, Freunde treffen, in der Natur sein und mich mit einem guten Buch im Bett verkriechen und dem Regen zuhören. Ich liebe Regen und oft auch die Einsamkeit.
Hat Sie die Zeit in New York geprägt?
New York hat mich sehr geprägt. Ich war letzte Woche nach acht Jahren zum ersten Mal mit Mann du Kindern dort und habe eine Kaskade von widersprüchlichen Gefühlen erlebt. Meine Vergangenheit stieg auf. Viel Armut habe ich dort erfahren, auch Gewalt, aber vor allem durfte ich in dieser Stadt anders sein. Ohne es glorifizieren zu wollen, verdanke ich New York sehr viel. Die Stadt hat mich geschliffen.
Trug das Schreiben der Drehbücher Früchte? Hatten Sie Erfolg?
Wenn Sie Erfolg mit Geld gleichsetzen dann hatte ich welchen. Ich lebe seit über zwanzig Jahren davon, als Alleinerziehende mit zwei Kindern hat es gereicht, auch ohne Kindsunterhalt. Dafür bin ich dankbar. Generell finde ich, dass heutzutage nur noch sehr wenig Kreativität im Fernsehen zu beobachten ist. Es herrscht die Angst vom Publikum abgelehnt zu werden. Mein Roman „Maria sucht Josef“ hätte als Fernsehgeschichte keine Chance gehabt. Die Figur der Miriam wäre zu etwas mutiert, das Ihnen nicht auffallen wäre. Das sollte uns allen zu denken geben, wie ich finde, denn wir Frauen haben ja erst begonnen unsere wahren Geschichten zu erzählen.
Haben Sie schon vorher gerne geschrieben, oder kam das erst nach der Zeit in New York?
Jetzt haben Sie mich erwischt! Mein Schreiben war eine langsame Geburt. Im Rückblick erzähle ich sie manchmal Kindern, die Probleme mit dem Fach Deutsch haben. Ich war Legasthenikerin. Auf Grund meiner Sensibilität und schwierigen familiären Umständen wollte ich immer Teil der Tapete sein. Ich wollte alles sehen, aber nicht gesehen werden und mich vor allem nie preisgeben müssen. Erst mit fast dreißig und der Hilfe eines guten Therapeuten in den USA habe ich mit dem Schreiben begonnen. Doch dann war schnell klar, dass ich in meiner Muttersprache schreiben muss. Dort wohnen meine tiefsten Gefühle.
Vielen Dank, liebe Frau Joens!
Es hat mir Spaß gemacht, mir Fragen für Sie zu überlegen! Ich würde mich freuen, bald mehr von Ihnen zu lesen! Viel Erfolg für Ihren weiteren Weg!
Auch Ihnen danke ich sehr. Es war ganz erstaunlich zu lesen, wie Sie meinen Roman empfunden haben. Nie hätte ich ihn so zusammenfassen können! Gleichzeitig haben Sie mich zu Tränen gerührt, weil Sie etwas erkannt haben, das ich genau so transportieren wollte (Miriam und die Hebamme). Auch Ihnen viel Erfolg, denn natürlich bin ich schwer beeindruckt von Ihrem Engagement.
Lieben Gruß aus München,
Nicole Joens