Interview mit Julia Freidank

von Ramona
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Julia Freidank hat mich mit ihrem historischen Debütroman sehr begeistert. Deshalb war ich so freudig und dankbar, dass sie einem Interview mit mir zugestimmt hat und ich sie auch zu zahlreichen Aspekten ihres ersten Buches löchern durfte.

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Das Debüt von Julia Freidank habe ich natürlich auch ausführlicher bewertet:

Die Gauklerin von Kaltenberg

Liebe Julia, vielen Dank, dass du diesem Interview zugestimmt hast! Bitte stelle dich doch zu Beginn kurz vor.

Gern! Mit Mann und Kind lebe ich in der Nähe von Burg Kaltenberg, dem Schauplatz meines Romans „Die Gauklerin von Kaltenberg“. Ich habe ein historisches Fach studiert und darin promoviert. Geschichte war schon immer meine Leidenschaft. Eine zweite Leidenschaft ist der mittelalterliche Schwertkampf, ich mache das seit zehn Jahren. Und nebenher habe ich lange im Chor gesungen, unter Giuseppe Sinopoli, Herbert Blomstedt, und anderen Weltklassedirigenten. Es war großartig, mit den Stars der klassischen Musik auf der Bühne zu stehen! Ein Stück, das wir immer wieder aufgeführt haben, waren natürlich die „Carmina Burana“, deren Geheimnis „Die Gauklerin von Kaltenberg“ lüftet. Singen wie Schreiben sind ja unglaublich individuelle, spontane Ausdrucksformen. Ganz gleich, ob jemand nur für sich schreibt, oder für ein großes Publikum, es ist immer etwas ganz Einmaliges. Das fasziniert mich. Genauso beim Singen: Ob man es unter der Dusche tut oder im großen Konzertsaal, es ist immer unverwechselbar. Es gibt aber auch Unterschiede: Musik ist viel körperlicher. Ich bewundere die Autoren, die es schaffen, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen. Ich kann das nicht, ab und zu muss ich raus und mir die Seele aus dem Leib singen.

Gerade ist dein erster Roman erschienen. Was ist das für ein Gefühl?

Wahnsinn! Wenn ich Die Gauklerin von Kaltenberg in einer Buchhandlung gut ausliegen sehe, könnte ich auf den Tischen tanzen wie meine Heldin Anna. Davon habe ich geträumt!

Hast du lange gebraucht, bis dein Roman angenommen wurde? Wie war der Weg dorthin?

Die AVA international, die mich vertritt, hat das Buch an den Marion-von-Schröder-Verlag vermittelt. Wir waren in einer komfortablen Situation, weil mehrere Verlage das Buch haben wollten … Insofern, nein, lange hat es nicht gedauert.

Wie hast du die Geschichte entwickelt?

Die erste Idee war sofort da, als ich anfing, mich in die wahre Geschichte von Burg Kaltenberg zu vertiefen. Sofort sah ich Ulrich und Raoul vor mir: die beiden jungen Männer, die sich abgrundtief hassen und durch eine Fehde zu Todfeinden geworden sind. Und die junge Gauklerin Anna, Ulrichs Geliebte, die zwischen ihnen steht. Die Geschichte hat sich nicht geradlinig entwickelt, ich habe schon auch immer wieder etwas geändert. Aber letztlich ist eins aus dem anderen heraus entstanden. Diese Welt war mir von Anfang an vertraut, das war für mich entscheidend.

Wolltest du zwischendurch auch einfach nur alles aufgeben, oder hast du immer weiter geschrieben?

Wenn einen ein Buch nicht in den Wahnsinn treibt, taugt es nichts! Sicher, ab und zu hatte die Muse Schluckauf. Aber aufgeben? Nie und nimmer! Es gab ein paar Stellen, an denen ich ziemlich gegrübelt habe. Annas Hexereianklage war so eine Stelle: Es wäre natürlich verführerisch gewesen, einen Inquisitionsprozess zu zeigen. Aber das ging nicht, weil die Inquisition in Süddeutschland unter Ludwig dem Bayern so gut wie nicht existierte. Also musste ich mir etwas anderes überlegen. Jetzt finde ich es so, wie es ist, viel besser, als wenn ich den einfachsten Weg gegangen wäre.

Was fasziniert dich an den „Carmina Burana“?

Jeder kennt die Carmina Burana, auch die, die behaupten, sie kennen sie nicht: Von Michael Jackson, aus der Werbung oder Filmen. Ich hatte das Glück, sie mit den ganz großen Dirigenten der Welt aufführen zu dürfen. Mitten drin zu stehen in diesem wahnsinnigen Sound, das vergisst man nicht!
Die Texte stammen aus dem Mittelalter, sie gefielen mir von Anfang an: Sie erzählen von denen, von denen keine Chronik berichtet: Fahrendes Volk, Tavernenbesucher, Bauernmädchen, davongelaufene Mönche und Abenteurer. Wie Anna und ihre Gauklertruppe. Ich habe versucht, diese Welt in dem Buch wieder lebendig werden zu lassen: Auch Anna hat diese sprühende Lebensfreude, die die Carmina Burana atmen.

Was macht für dich den Reiz des Schwertkampfes aus?

Dass man mit den falschen Männern nicht lange fackeln muss! Nein, im Ernst: Es sind elegante Bewegungen, die zugleich Kraft erfordern. Man muss instinktiv handeln, aber auch sein Gegenüber einschätzen. Natürlich verletzt man sich auch hin und wieder. Das bleibt nicht aus. Und einmal bin ich mit dem Schwert abgerutscht, der Bluterguss war monatelang zu sehen. Aber ohne die blauen Flecken und Schrammen würde es mir nur halb so viel Spaß machen!

Hast du dieses Hobby schon lange?

Ungefähr zehn Jahre, mit dem Einhänder. Damit bin ich schon auf Mittelaltermärkten aufgetreten. Seit einiger Zeit trainiere ich auch mit dem Anderthalbhänder, dem Schwert, das zu Annas Zeit üblich war. Vorher habe ich asiatische Kampfkünste gemacht, insofern gab es schon immer ein Faible für diese Art Sport.

Was findest du am Mittelalter interessant?

Das Mittelalter hat mich schon als Kind fasziniert. Jetzt, nach der Die Gauklerin von Kaltenberg, sehe ich die Gegend, in der ich lebe mit ganz neuen Augen. Wenn ich zur Burg hinaufschaue, frage ich mich, was sie schon alles erlebt hat. Die Zeit der „Gauklerin von Kaltenberg“ ist eine Zeit der Krise: voller Grausamkeit, aber auch voller Lebensfreude.
Über einzelne Gauklerschicksale gibt es kaum Quellen, daher musste ich Anna erfinden. Was die Mittelalter-Forschung darüber weiß, habe ich einfließen lassen. Die wenigsten Leute lebten ja freiwillig auf der Straße. Natürlich will auch Anna anfangs einfach nur zurück nach Kaltenberg: zu ihrem alten Leben, zu ihrem Geliebten. Aber sie muss auch lernen, auf der Straße zu leben, wenn sie nicht sterben will. Und ich fand es faszinierend, dass ich zum Beispiel den Wetterbericht des Sommers und Herbstes 1315 ausführlich dokumentiert fand – kein Wunder, denn am Wetter hing der Erfolg der Landwirtschaft und damit das Überleben. Eine europaweite Hungersnot, immer brutaler werdende Kriege rütteln an traditionellen Machtgefügen. Nichts ist mehr, wie es war. Es ist eine Zeit, in der alles möglich ist, skrupellose Brutalität, aber auch Menschlichkeit, wo man sie nicht erwartet. Ausgerechnet Annas Todfeind rettet ihr das Leben. Sie weiß, dass Raoul eine alte Fehde nach Kaltenberg trägt und alles vernichten kann, was ihr etwas bedeutet. Doch obwohl sie ihn mit jeder Faser ihres Seins hasst, zieht er sie an…

Hast du schon immer gerne geschrieben?

Natürlich! Es gibt nichts Besseres, weil man so die Möglichkeit hat, viele Leben zu leben. Ich habe mich schon immer gern in fremde Welten hineingeträumt, in vergangene Zeiten und abenteuerliche Geschichten … Allerdings würde ich meine allerersten Versuche lieber nicht veröffentlichen!

Liest du selbst auch gerne?

Sicher, und auch nicht nur historische Romane, sondern fast alles! Nur während des Schreibprozesses selbst lese ich nicht. Das hole ich dann später nach und fresse zwei, manchmal drei Bücher pro Tag!

Wirst du weiter schreiben? Wenn ja, kannst du darüber schon etwas verraten?

Natürlich!!!

Und leider nein, das ist noch nicht spruchreif. Nur soviel: Das nächste Buch wird auf jeden Fall wieder bei Marion von Schröder erscheinen.

Was ist dein größter Wunsch?

Oh je. Ich habe zu viele. Einer davon ist übrigens gerade in Erfüllung gegangen: Die „Gauklerin von Kaltenberg“ ist am 31.5. auf der Bestsellerliste eingestiegen!

Vervollständige bitte diese Sätze:

Schreiben ist zu individuell und zu großartig, um es in einem Satz zu beschreiben.

Ich bin glücklich, wenn ich genieße, was ich gerade tue. Ganz gleich, was es ist.

Ich bedanke mich recht herzlich bei dir, liebe Julia Freidank und wünsche dir weiterhin viel Erfolg!

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