Würdet ihr allein heiraten, nur für euch als Paar? Es ist schon wieder sechs Wochen her, dass ich meinen besten Freund geheiratet habe. Wie schnell vergeht eigentlich die Zeit? Das ist unfassbar.
Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, haben wir komplett allein geheiratet. Da das doch immer mal wieder für Irritationen sorgt, schreibe ich heute darüber, warum wir allein geheiratet haben und weshalb wir das immer wieder so machen würden. Das ist absolut nichts, was irgendwie mit Büchern zu tun hat, aber dann wird es heute mal etwas privater. Ok? Ok! Let’s go.
Heiraten! Aber was wollen wir eigentlich?
Knapp 13 Monate lagen zwischen dem Zeitpunkt, wo mir DIE Frage gestellt wurde und unserem eigentlichen Hochzeitstag. Genug Zeit, um sich in die Tiefen des Hochzeitsuniversums hinab zu begeben. Und da gibt es so einiges zu entdecken. Es kann wohl so ziemlich jeder ausgefallene und noch so skurrile Wunsch erfüllt werden, wenn man das entsprechende Geld auf den Tisch legt.
Deshalb haben wir uns sehr zu Beginn auf eine grobe Richtung geeinigt: Wir möchte unsere Hochzeit aus unseren gesparten Budgets finanzieren können. Es kommt auf keinen Fall infrage, dafür einen Kredit aufzunehmen.
Und wir möchten es alles in einem intimen Rahmen halten. Wir sind beide auch nicht so stark sozial verankert, dass wir 100 Leute einladen könnten.
Aber auch mit diesen ersten kleinen Entscheidungen war es doch gar nicht so leicht, sich zu entscheiden, wie wir das nun alles eigentlich haben wollen.
Mir war vor allem auch wichtig, dass wir im Mittelpunkt stehen, wenn wir heiraten. Dass es unser Tag sind, an dem unsere Wünsche stattfinden. Nicht, dass wir nur einen Tag planen, der unsere Gäste unterhält und von dem wir eigentlich nichts haben.
Entscheidungen, die wir wieder verworfen haben
Nachdem wir ein grobes Budget im Kopf hatten, da stellte sich die Frage, wo wir denn eigentlich heiraten wollen.
Berlin? Weil wir da beide geboren und aufgewachsen sind und noch der größte Teil der Familie dort wohnt?
Hamburg? Weil das jetzt einfach unser gemeinsames Zuhause ist?
Oder Fehmarn? Weil vor allem ich mir sehr eine Hochzeit am Meer gewünscht hätte und Fehmarn einfach unsere gemeinsame Herzensinsel hier in Deutschland ist.
Oder vielleicht doch ganz woanders?
Letztlich haben wir eigentlich Fehmarn ins Auge gefasst, aber das Problem war dann der Ort der Trauung. Davon gibt es dort nicht so viele und die sind meistens schon länger ausgebucht. So lange wollten wir nicht warten, oder auf gut Glück pokern.
Die anderen beiden Städte haben uns auch nicht so richtig überzeugt und irgendwann habe ich dann eigentlich spaßeshalber eingeworfen, wie es wäre, wenn wir komplett allein heiraten würden. Und dann noch ein bisschen Wellnessurlaub hinten dranhängen würden.
Also haben wir uns mal im Bereich der Berge umgeschaut. Wir beide wandern sehr gerne und Berge sind auch so ein Sehnsuchtsort. So haben wir zuerst nach einem Wellnesshotel geschaut und dann geguckt, was für Standesämter in der Umgebung liegen. So hat es sich ergeben, dass sich der Plan, allein zu heiraten, immer weiter gefestigt hat.
Warum allein heiraten für uns perfekt war
Die Entscheidung, allein zu heiraten, hatte aber auch ganz viel mit der Vermeidung von Stress zu tun.
Wir haben uns beide einen Tag gewünscht, der wirklich voll und ganz nach unseren Wünschen ausgerichtet ist. Und wir wollten vermeiden, dass wir auf die Wünsche und Vorschläge anderer Menschen Rücksicht nehmen müssen. Kompromisse machen müssen, die wir eigentlich nicht so richtig gut finden.
Bei einer Hochzeit gibt es ja doch immer mal wieder Menschen, die mehr oder weniger auch ihre eigenen Ideen einbringen wollen. Egal, ob man das als Brautpaar möchte, oder nicht. Und wir wollten das für diesen besonderen Tag nicht.
Unser Hochzeitstag war letztlich ein rundum ein stressfreier und angenehmer Tag. Wir konnten ihn ganz in unserem Tempo genießen und selbst das war gefühlt noch zu schnell. Die Aufregung und die Situation machen alles irgendwie surreal. Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell und nach der Trauung und den Fotos waren wir schlagartig supermüde und haben uns erst mal eine kleine Pause genommen. Das alles zu begreifen, das war an diesem Tag kaum möglich. Aber wir hatten ganz viel Zeit für uns. Wirklich bewusst für uns, unsere Gedanken und unseren Austausch. Und das war wunderschön.
Die Vorstellung, nach der Trauung und den Fotos noch andere Menschen irgendwie glücklich machen zu müssen, die hat uns beiden gar nicht behagt und das war auch die Message, die wir am Tag der Hochzeit so für uns rausgezogen haben. Wir hätten viel weniger voneinander und von unseren Emotionen gehabt. Hätten viel mehr mit den Emotionen unserer Gäste agieren müssen. Und das wäre für uns nichts gewesen.
Ich bin eh auch ein Mensch, der von zu viel sozialer Interaktion schnell ausgelaugt ist. Wenn ich mit Menschen verabredet bin, dann brauche ich anschließend erst mal Zeit, um mich wieder zu regenerieren, weil mich das echt Kraft kostet.
Und emotional war der Hochzeitstag einfach eine absolute Achterbahnfahrt. Entspannung und Aufregung, Entspannung und Aufregung. Auf eine absolut gute Art und Weise, aber das hat mich schon erschöpft. Noch mehr hätte mich wahrscheinlich irgendwann richtig feritggemacht.
Die Entscheidung, allein zu heiraten, war eine Entscheidung für uns. Nicht gegen unsere Familien. Natürlich kann ich verstehen, dass andere Menschen diesen Tag gerne miterlebt haben. Aber letztlich ist es der Tag des Brautpaares. Und es ist ganz und gar nicht schlimm, wenn sich das Paar den Tag so gestaltet, dass es sich wohlfühlt. Und wenn das eben Gäste ausschließt, dann ist das ok. Das denke ich dazu und zum Glück ist mein Mann ebenfalls dieser Meinung.
Allein heiraten, aber gemeinsam feiern
Nachdem wir allein geheiratet haben, haben wir die Familie aber dennoch eine Woche später versammelt, um das Ereignis noch mal gemeinsam zu feiern.
Wir haben eine Mühle in Berlin ausfindig gemacht, in der unsere kleine Runde nicht lächerlich im großen Saal wirkte, sondern deren Größe genau richtig war. Wir haben viel Sorgfalt in die Planung eines Buffets gesteckt, eine Torte organisiert und Geschwister mit der Organisation von Spielen betraut.
Wir haben uns noch mal in unser Hochzeitskleid und den Anzug geschmissen und dann haben wir noch mal sehr schöne Stunden im Kreise der Familie verbracht.
Wenn ich mir überlege, wie viele Punkte es bei dieser Feier gab, wo ich im Vorfeld Tränen vergossen habe, oder wo ich mich gesorgt habe, dann bin ich doppelt froh, dass ich diese negativen Gefühle nicht an meinem richtigen Hochzeitstag aushalten musste. Und ich bin auch froh, dass ich an meinem Hochzeitstag nicht diesen Stress hatte, all die verschiedenen „Programmpunkte“ und anderen Kleinigkeiten im Blick behalten zu müssen. (Ist die Torte rechtzeitig angekommen? Wo bleibt Gast xy? Wann soll das und das vom Buffett aufgetragen werden? Haben wir dies und das nicht vergessen? Das muss noch abgeholt werden? Wo ist meine Powerbank, weil das Handy für die Musik ist fast leer?) usw. Klar, dafür kann man auch jemanden engagieren, der die Hochzeit plant. Aber das war schon vom Budget her keine Option für uns.
Letztlich war die Feier sehr gelungen, aber sobald so viele Menschen und Wünsche und Erwartungen zusammenkommen, wird es ja doch noch mal etwas aufregender.
Allein heiraten, oder doch mit Gästen?
Für mich und meinen Mann war die Entscheidung allein zu heiraten absolut richtig.
Wenn auch ihr darüber nachdenkt, dann ist das völlig ok. Lasst euch nicht von Familie oder Freund*innen reinreden. Es ist euer Tag! Plant den so, wie ihr euch damit wohlfühlt. Und ob das nun allein, oder mit fünf, 50, oder 150 Gästen der Fall ist, liegt ganz bei euch als Paar.
Letztlich ist es wichtig, dass ihr an eurem Hochzeitstag glücklich seid. Und ja, Kompromisse sind manchmal notwendig, aber das sollte nicht dazu führen, dass ihr letztlich mit eurem eigenen Hochzeitstag unglücklich seid.
Diskutiert eure Pläne miteinander, aber nehmt nicht zu viele Menschen in diesen Entscheidungsprozess mit rein. Je mehr Leute, desto mehr unterschiedliche Meinungen. Und gerade dann, wenn Leute selbst auch schon geheiratet haben, dann kommen da auch noch mal so viele Dinge rein. Das waren meine Learnings aus der Vorbereitungszeit.
2 Kommentare
Manch so eine Frau wünscht sich Verlobungsringe und so eine Hochzeit.Einfach traumhaft. 🙂
So eine wunderschöne Braut 😉
Grüße
Beatrice