Susanne Goga im Interview

von Ramona
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Susanne Goga hat schon viele Bücher übersetzt und schreibt aber auch leidenschaftlich gerne selbst. Das sind hauptsächlich historische, sehr spannende Krimis. Deshalb war es mir eine Freude, sie für dieses Interview mit Fragen löchern zu dürfen.

Interview mit Susanne Goga-Buchblog Kielfeder

Ich habe schon mehrere Bücher von Susanne Goga gelesen.

Eine Auswahl meiner Bewertungen:

Die Tote von Charlottenburg

Das Leonardo-Papier

Die Sprache der Schatten

Liebe Susanne, vielen Dank, dass Sie sich dem Interview stellen! Bitte erzählen Sie doch zuerst kurz etwas über sich und Ihr Leben.

Das ist nicht so spektakulär wie manches in meinen Romanen. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, wohne am Niederrhein (schon immer), schreibe aber eher über andere Gegenden. Obwohl … demnächst gibt es eine Ausnahme. Ich habe bisher ca. 50 Romane, Biographien und Kurzgeschichtenbände aus dem Englischen übersetzt, mein zweiter Beruf und meine zweite Leidenschaft neben dem Schreiben. Daneben reise ich gern, gehe gern essen und betreue die Hockeymannschaft meiner Tochter.

Wie kamen Sie zu ihrer ersten Geschichte - einem Kriminalroman vor der Kulisse der 20er Jahre?

Mich hat das Berlin der 1920er Jahre fasziniert, so dass ich unbedingt über diese Zeit schreiben wollte. Die Idee, das in Form eines Krimis zu tun, kam erst danach. Diese Zeit ist ungeheuer spannend, politisch wie kulturell. Ohne sie kann man die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert nicht verstehen.

Hat es viel Geduld erfordert, bis Ihr Roman angenommen wurde?

Nachdem mein Agent ihn vier Verlagen angeboten hatte, dauerte es nur etwa zwei Monate, bis der Vertrag mit dtv zustande kam. Ich habe das Manuskript vorher nicht selbst angeboten, sondern mich sofort für die Zusammenarbeit mit einer Literaturagentur entschieden.

Wollten Sie nach Ihrem ersten, gescheiterten Versuch auch schon mal alles aufgeben?

Nein, eigentlich nie, zumal mein heutiger Agent, der das erste Manuskript abgelehnt hatte, mich zum Weiterschreiben ermutigte. Wenige Monate später kam dann auf die ersten vier Kapitel von Leo Berlin hin der Agenturvertrag zustande.

Wie hat es sich schließlich angefühlt, nicht „nur“ zu übersetzen, sondern das ganze Buch selbst geschrieben zu haben?

Toll. Natürlich ist man verletzlicher, was die Reaktionen angeht, wenn man so unmittelbar beteiligt ist. Wenn meine Übersetzungen rezensiert werden, richtet sich Kritik meist an den Autor des Originals, was einerseits schade ist, andererseits aber auch vor negativer Kritik schützt. Der muss ich mich bei meinen eigenen Büchern natürlich stellen. Doch in eine Buchhandlung zu kommen und mein „Baby“ dort zu sehen, ist deutlich beeindruckender, als wenn ich meine Übersetzungen dort finde.

Die Reaktionen auf Ihre Berlin-Krimis waren ja wirklich überschäumend. Haben Sie damit gerechnet und wie fühlte sich diese Bestätigung an?

Gerechnet nicht, gehofft schon. Es war eine sehr schöne Bestätigung, zumal mir selbst so viel an diesen Geschichten lag. Leider garantieren positiven Reaktionen keine guten Verkaufszahlen, wie ich erfahren musste.

Woher kam der Sinneswandel von den 20er-Jahren ins 19. Jahrhundert? War die Verlockung da, oder kam die Geschichte einfach so daher?

Die Antwort ist schon in der vorherigen enthalten. Beim Verlag wollte man keinen dritten Band machen, weil die ersten beiden die Erwartungen nicht erfüllt hatten. Das war sehr traurig für mich, doch der Drang zu schreiben war stärker, und so habe ich etwas ganz Neues begonnen. Durch das wunderbare Sachbuch „Eine kurze Geschichte von fast allem“ kam ich auf die Anfänge der Geologie, die in England stattgefunden haben. Damit stand der Ort fest. Ich interessiere mich sehr für England, der Schritt über den Kanal kostete keine Überwindung. Am Anfang war also die Geologie, und alles andere kam nach und nach dazu.

Das Publikum hat auch „Das Leonardo-Papier“ begeistert aufgenommen. Haben Sie vor, weiter zu schreiben?

Auf jeden Fall. Mein vierter Roman ist so gut wie fertig.

Gibt es schon ein paar Hinweise?

Er wird wieder in Berlin spielen, diesmal aber in den 1870er Jahren. Und es gibt eine Nebenhandlung, die mir geographisch sehr nah ist.

Wie kann man sich einen Tag bei Ihnen vorstellen?

Gut ausgefüllt. Übersetzen, Schreiben, Kochen, Hausaufgaben betreuen, Kinder zum Sport bringen, Yoga, Radfahren, Gartenarbeit, aber auch Bummeln gehen … was frau eben so macht.

Gibt es besondere Wünsche, oder Träume in Ihrem Leben?

Ich würde gern mal nach Kalifornien reisen. Und den Dalai Lama treffen. Den Rest verrate ich nicht.

Sie lesen selbst auch sehr gerne. Welche Autore*innen ziehen Sie besonders in Ihren Bann?

Ich lese sehr viele verschiedene Autoren. Es gibt nur wenige, von denen ich alles gelesen habe, die muss ich wohl besonders schätzen: Jane Austen, Kazuo Ishiguro, Christoph Ransmayr. Und alles von meiner Freundin Rebecca Gablé.

Was würden Sie angehenden Autoren raten? Ihr erster Roman wurde auch zuerst abgelehnt, aber Sie haben schließlich (wie man liest) nie den Mut verloren!

Sie beantworten die Frage schon selbst 😉 – nie den Mut verlieren. Für mich war es im Übrigen sehr hilfreich, einen Agenten zu haben. Er hat Leo Berlin sozusagen vorlektoriert, bevor er es angeboten hat, und mir immer sein Feedback gegeben. Das hat mir beim Schreiben sehr geholfen und sicher auch dem Manuskript gut getan.

Und zum Abschluss vervollständigen Sie bitte den Satz:

Schreiben ist mühsam, beglückend, anstrengend, befriedigend, aufregend, niederschmetternd, herausfordernd – wie das Leben selbst.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, liebe Susanne Goga! Ich habe mich sehr darüber gefreut.

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