Weniger ist mehr, Minimalismus, Sammelwut.
Es gibt jede Menge Begriffe für die unterschiedlichsten Extreme.
Bei der ausgeprägten Sammelwut und Hortung von Bücher häuft man einfach bloß an. Egal was und egal wie. Hauptsache möglichst viel.
Der Minimalist lebt im extremsten Fall mit einer fest definierten Anzahl an Dingen in seinem Leben, die er beständig zu reduzieren versucht.
Ich finde, das übermäßige Sammeln ist ebenso ungesund, wie der Fall, sich mit gar nichts mehr zu umgeben.
Ein gesundes Mittelmaß ist wohl der richtige Weg für mich.
In den vergangenen Monaten habe ich gemerkt, dass es sich für mich persönlich mit ein paar Büchern weniger besser lebt. Ich habe fleißig Bücher aussortiert aussortiert und meine Regale erleichtert.
Einen Unterschied sieht man nur langsam, aber auf jeden Fall fühlt sich jedes aussortierte Buch gut an.
Es fühlt sich gut an, nicht mehr unter einem riesigen Haufen an Büchern begraben zu sitzen.
Vor einiger Zeit habe ich dann auch ein Buch bestellt, um mich ein wenig umfassender in die Themen Minimalismus und Ausmisten einzulesen, denn das ist ja mittlerweile eine ganz eigene Wissenschaft.
Aber ganz von vorn.
Minimalismus und Bücherliebe
Früher hätte ich mit dem Kopf geschüttelt, dass die beiden Themen Minimalismus und Bücher aussortieren, eigentlich ja Lebensweisen, gemeinsam funktionieren sollen. Nie im Leben hätte ich ein Buch freiwillig hergegeben. Ich träumte immer davon, später mal eine riesige Bibliothek mit all meinen gelesenen Schätzen zu haben. Überall Bücher. Rundherum volle Regale und ich könnte dann den ganzen Tag dasitzen und den Anblick genießen.
Was ich dabei allerdings nicht bedacht habe: So eine Sammelwut ist ja nicht irgendwann vorbei. Ist ja nicht so, als wäre man irgendwann fertig. Hätte alles erledigt und dann würde kein Buch mehr hinzukommen.
Dass Bücher die unglaubliche Eigenschaft haben, sich quasi über Nacht doppelt und dreifach zu vermehren, das war mir damals noch nicht so klar.
Gerade durch den Kontakt im Internet mit anderen bibliophilen Menschen vergrößerte sich mein Buchbestand allerdings sehr stark in sehr kurzer Zeit.
Nun, einige Jahre später, spüre ich die Bücher als Last.
Sie machen mir nicht mehr die ganze Zeit Freude, sondern manchmal machen sie mich gedanklich tatsächlich auch fertig.
Wie habe ich nun meine Bücher aussortiert?
Less is more von Francine Jay
Das Buch bietet einen guten Einstieg für all jene, die sich allgemein auch erstmal in das Thema Minimalismus einarbeiten möchten. Sie führt durch die unterschiedlichen Arten und erklärt verschiedene Herangehensweisen.
Wenn man dann als Leser in die Philosophie eingestiegen ist, dann wird man dabei an die Hand genommen, wie man Ordnung hält und Müll vermeidet und zum Beispiel auch, wie man Familienmitglieder mit dem Minimalismus vertraut macht. Dabei schwenkt sie niemals den erhobenen Zeigefinger, sondern leitet sehr kompetent zu neuen Verhaltensweisen an. Während des Lesens hat sie mich schon so stark motiviert, dass ich manchmal einfach das Buch weglegen und loslegen wollte.
Zu Beginn hat mich der Schreibstil ein wenig irritiert. Es sind sehr kurze, einfache Sätze und Francine Jay duzt ihre Leser. Damit musste ich mich erst zurechtfinden…
Less is more auf Bücher übertragen
Bei meinen Büchern hat es mir auch geholfen, mit Francines Ansatz an mein Regal heranzutreten:
1. Welche Bücher möchte ich behalten.
2. Erklärt sich von selbst, denn das, was übrig bleibt, kann weg.
Fragt euch, was möchte ich behalten und nicht, was muss raus.
So konnte ich schnell die Bücher identifizieren, die auf jeden Fall bleiben müssen. Wenn ich mir nicht sofort sicher war, dass mein Bauch seine Zustimmung gibt, dann habe ich es aus der Reihe rausgezogen.
Das hat verdammt schnell für drei aussortierte Bücherstapel gesorgt mit in Summe ca. 70 Büchern.
Und das war erst der Anfang.
Bücher regelmäßig aussortieren
Um nun nicht in einem Jahr wieder vor einem schier unbezwingbaren Chaos zu sitzen, habe ich mittlerweile eine Kiste neben meinem Regal.
Da packe ich die Titel rein, die ich nicht behalten möchte. Wenn dann genug zusammengekommen sind, dann kommen sie weg.
Was man mit den aussortierten Büchern machen kann, wo ihr die hinbringen könnt, das werde ich in einem anderen Artikel nochmal ausführlich erklären.
Da gibt es auch zig Möglichkeiten und ziemlich viele davon habe ich auch schon ausprobiert.
Erzählt doch mal: Sortiert ihr auch regelmäßig aus? Oder sammelt ihr lieber unendlich viel? Habt ihr auch schon mal ein „Ordnungsbuch“ gelesen?
Kaufen: | amazon.de* (Werbung) | Verlag | Buchhandlung Sedlmair | |
Format: | Paperback | |
ISBN: | 9783442393077 | Bewertung: |
Erscheinungstermin: | September 2016 | |
Verlag: | Mosaik | |
Übersetzung: | Anu Katariina Lindemann |
13 Kommentare
Liebe Ramona,
ich gehöre eigentlich zu denjenigen, die gerne mal eine eigene große Bibliothek haben möchten, aber wie du schon sagst, man ist ja nie wirklich fertig mit dem Sammeln, sodass immer wieder Bücher hinzu kommen.
Auch ich sortiere somit mittlerweile sehr regelmäßig aus und finde es ebenfalls befreiend, dennoch habe ich sicherlich viel viel mehr Bücher in den Regalen und habe auch suuuper viel bestellt in den letzten Wochen.
Schlecht, erschlagen oder unter Druck gesetzt fühle ich mich allerdings zum Glück nicht 🙂
Ein toller Beitrag, ich bin gespannt auf den zum Thema aussortierte Bücher.
Liebe Grüße,
Nicci
Liebe Nicci,
solange du dich mit jedem Buch bei dir zu Hause wohlfühlst, ist doch alles super. 🙂
Jeder sollte sich in seinem Zuhause wohl fühlen.
Wie dieses Wohlfühlen auszusehen hat, sollte niemand anders bestimmen und das ist mir auch wichtig, zu transportieren.
Ob du nie ein Buch weggibst, oder eben nur Bücher ausleihst und keines zu Hause hast, ist komplett egal, so lange es dir persönlich damit gut geht. 🙂
Liebe Grüße
Ramona
Ein sooo wichtiges Thema, das mich immer wieder und zunehmend öfter beschäftigt – danke für die Hinweise und Anregungen, mit denen ich hoffentlich vermeiden kann, dass das passiert, was ich eigentlich um jeden preis vermeiden möchte – nämlich, dass ich ein aussortiertes und gerade weggebenes Buch schon bald schmerzlich vermisse oder sogar dringend benötige.
Deinen Artikel habe ich soeben mit PRESS THIS veröffentlicht.
https://mikesch1234.wordpress.com/2017/10/20/fundevogel-less-is-more-wie-sortiere-ich-regelmaessig-meine-buecher-aus-kielfeder/
Nochmals danke für Deine guten Anregungen.
LG, Hiltrud
Liebe Hiltrud,
wenn du zuerst sortierst, was du auf keinen Fall weggeben möchtest, dann kann dir eigentlich nichts passieren.
Und wenn es nicht gerade eine signierte Ausgabe war, oder Emotionen an einem Exemplar hingen, dann lässt sich auch beinahe jedes Buch nochmal kaufen, wenn die Sehnsucht doch zu groß wird.
Keine falsch Scheu! 🙂
Viele Grüße
Ramona
Liebe Ramona,
das Buch kenne ich nicht und ich habe auch noch nie so ein Ordnungsbuch gelesen. Allerdings miste ich seit Monaten regelmäßig Bücher aus. Sonst wäre tatsächlich die ganze Wohnung voll mit Büchern und so viel Platz haben wir ja leider nicht. Mittlerweile muss ich mein kleines Regal auch noch mit meiner Tochter teilen. Also habe ich noch weniger Platz. Eigentlich bleiben fast nur ungelesene und absolute Herzensbücher im Regal. Der Rest wird verschenkt oder vertauscht. (Man braucht ja schließlich auch neuen Lesestoff 😀 )
Liebste Grüße
Sonja
Liebe Sonja,
um aufzuräumen braucht es ja auch eigentlich kein Buch.
Irgendwie ja auch ein Widerspruch in sich. Eigentlich mistet man aus, aber um das anzugehen, legt man sich erstmal noch ein paar Bücher zu… 😉
Aber ich finde es schön, dass du da schon eine Routine für dich gefunden hast.
Liebe Grüße
Ramona
„Ich träumte immer davon, später mal eine riesige Bibliothek mit all meinen gelesenen Schätzen zu haben.“
Welcher Leser hat dies nicht mindestens einmal in seinem Leben gedacht? Ich gehörte ebenfalls dazu. Aber seitdem ich umgezogen bin, habe ich schlicht und ergreifend keinen Platz mehr. Anfangs musste ich mich also notgedrungen trennen. Ich sortierte die Bücher aus, die mir gar nicht gefielen, die also nur 1 Torte von mir bekamen. Irgendwann waren die 2-Torten-Bücher dran. Mittlerweile sind in meinem Regal mit den gelesenen Büchern nur noch solche Titel, die mindestens 4 Torten von mir bekommen haben. Und die signierten Exemplare.
Inzwischen trenne ich mich gerne. Früher habe ich immer gedacht, ich möchte die Leute durch meine Regale stöbern lassen und sie sollen selbst entscheiden, ob sie ein Buch lesen möchten, welches mir nicht gefiel. Mittlerweile bin ich ein wenig selbstbewusster und schlage Titel vor, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind. Dass ich nicht immer den Nerv treffe, passiert – schließlich sind wir Individuen. Aber es macht mir kein Kopfzerbrechen mehr. Ich fühle mich dann auch nicht mehr schlecht.
Ich wollte meine Bücher immer für mein Kind sammeln, damit es quasi von Anfang an Geschichten um sich hat. Das mag gut und schön sein, aber werden die Bücher dann wirklich gelesen? Oder greift es nicht doch lieber nach neuen Werken? Ich wäre jedenfalls froh, wenn es beides tun würde. Und eine Bibliothek haben wir ja ebenfalls im Ort, die hoffentlich intensiv genutzt wird.
Da einzige, was ich nicht weggebe, sind Kinderbücher. Da wir derzeit unseren ersten Sprössling erwarten, möchte ich schon jetzt eine gewisse Auswahl für später haben. Da stapeln sich sowohl neue Exemplare als auch welche aus meiner Kindheit. Aber wie lange werden diese noch überleben? Wird mein Enkel irgendwann wirklich meine Bücher lesen wollen? Oder sind die dann einfach veraltet? Zumal ich aus (Ost)Deutschland stamme und nun in Italien wohne und sich die Märchen zum Beispiel teilweise stark unterscheiden.
Von diesen Gedanken habe ich mich also mittlerweile wirklich verabschiedet und kann daher ganz gut Bücher weggeben.
Hi Ramona,
oh, dankeschön! Es ist wirklich erfrischend zu sehen, dass nicht alle Buchliebhaber ihre Schätze horten als gäbe es kein Morgen mehr.
Anfang des Jahres habe ich zwei neue Regale gekauft – nur eins davon konnte ich füllen. Mittlerweile sind fast beide voll. Spätestens an diesem Punkt sage ich ganz laut „FRÜHJAHRSPUTZ!“. Ich sortiere auch zwischendurch schon aus. Wenn ich ein Buch gelesen habe, was mir nicht so gut gefallen hat verschenke oder tausche ich es meist direkt weiter, das landet dann nicht mal mehr im Regal.
Jetzt wo ich bald einen riesigen Umzug von Nord- nach Süddeutschland bezwingen muss stand ich auch schon öfter vor den Regalen und habe mich gefragt, wovon ich mich trennen kann. Manche Bücher sind offensichtlich, aber da steht trotzdem noch sehr viel im Regal. Ich glaube, das wird bei mir ein längerer Prozess.
Danke fürs Mut machen und motivieren!
Liebe Grüße,
Elli
Ich hab so ein ganz kleines Regal (ein Fach), in das die Bücher kommen, die ich nicht behalten möchte.
Die werden dann für das Literaturquiz (Januar bis März) zum Verlosen gehortet. Manche gehen schon schneller in die Regale von Freunden oder in den Bücherschrank. Trotzdem sortiere ich vor dem Bücherquiz noch mal ordentlich Regale aus. Müssen dann ja immer noch 30 vorzeigbare und verlosenswerte Exemplare sein. 🙂
Bücher aus der Bücherei lesen hilft auch ungemein dabei, die Regale nicht zu voll werden zu lassen. Bei mir steht fast alles zweireihig, was bei Hardcovern nach vorn hin blöd aussieht (stehen über). Noch irgendwo ein Regal aufstellen geht leider nicht.
Liebe Grüße,
Mona
Mir geht es auch viel besser, wenn ich nicht immer alles behalte, sondern nur die Dinge, die ich wirklich brauche oder möchte und das gilt auch für Bücher. Direkt wenn ich ein Buch beendet habe, überlege ich mir schon, ob ich es irgendwann noch mal lesen möchte und wenn die Antwort „nein“ lautet, wird es aussortiert, denn dann brauche ich es nicht mehr. So finde ich es auch viel leichter als alle paar Jahre stundenlang zu sortieren und sich dann überlegen zu müssen, wo man jetzt den Haufen Bücher loswird.
Liebe Ramone,
ich mache das genau so. Ich sortiere regelmäßig Bücher aus, die ich nicht mehr haben will. Manche wandern in den offenen Bücherschrank hier in der Stadt, manche spende ich der Stadtbibliothek, die drei Mal im Jahr einen Bücherflohmarkt veranstaltet, bei dem für 1 Kilo Bücher 1 Euro bezahlt wird. Ich habe eine Kiste unter meinem Schreibtisch und da kommen die Bücher dann rein, die ich nicht mehr haben will. Manchmal kann ich meinen Eltern noch eine Freude machen, manchmal Freund*innen, die weniger lesen (aber wenn ich das Buch nicht mochte, wollen sie es meistens auch nicht haben ;)). Ich kann gar nicht alles behalten, was ich lese. Und für Bücher, die ich nur mittelmäßig fand, sind mir meine Billy-Regalbretter mittlerweile zu kostbar. Man kann ein Buchregal ja leider nur einmal vollstellen. 😀
Liebe Grüße,
Eva
*Ramona,
da war ich wohl zu schnell mit dem Abschicken X)
Hallo liebe Ramona!
Ein wunderschöner Post!
Früher konnte ich mich wirklich kaum von einem Buch trennen. Zwischenzeitlich sehe ich das lockerer. Momentan habe ich zwar noch viel Platz in meinen Regalen, doch wenn mich ein Buch enttäuschen oder einfach kalt lässt, landet es auf Tauschticket. Dort kommt es meist über kurz oder lang immer weg.
Von einer großen schönen Bibliothek träumt wahrscheinlich jeder Buchliebhaber mindestens einmal im Leben. Aber solange ich nicht über ein eigenes Haus verfügen (haha), ist halt auch immer der begrenzte Platz ein Problem.
Komischerweise bin ich bei allen anderen Sachen da sehr konsequent. Alles, was keinen Zweck erfüllt oder was ich nicht mehr brauche, fliegt raus! Und das tut auch jedes Mal wieder sooo gut!
Alles Liebe, nelly