Wenn ein Autor unfreundlich ist. Gedanken einer Leserin

von Ramona
18 Kommentare

Es wird immer wieder darüber gesprochen, wie schrecklich es ist, wenn sich Leser unangemessen verhalten.
Dass ich da kein Freund von bin und auch nicht gerne mit denen in eine Schublade geworfen werde, sollte aber klar sein.
Ich liebe es, Autoren zu begegnen. Manchmal bin ich dann sogar komplett sprachlos.

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Was aber passiert, wenn ein Autor sich abweisend und negativ verhält?

Bitte seht diese Aussage nicht pauschal auf alle Autoren bezogen. Ich habe schon unzählige, freundliche und wunderbare Begegnungen gehabt. Ich traf Menschen wie Melanie Raabe, Kai Meyer und Martin Krist. Sie stehen stellvertretend für jede Menge positiver Erlebnisse.

Aber ich habe es leider auch schon anders erlebt.

Eine Schülerin und ihr Taschengeld



Dazu habe ich eine kleine Erinnerung, die mir auf der Seele brennt.
Ich las gerne die Bücher einer ganz bestimmten Autorin. Ich hatte schon eine zweistellige Zahl ihrer Titel im Regal. Jedes einzelne Buch habe ich mir damals noch mühsam von meinem Taschengeld zusammengespart. Wenn ich dann mit lauter Kleingeld in der Buchhandlung bezahlte, lachten die Verkäufer meistens.
Aber ich war stolz, denn schließlich habe ich „meine“ Autorin so ja auch unterstützt.
Nun kam es, dass sie eine Lesung ankündigte. Und das in einer Gegend, die nur ungefähr 3 Stunden von Berlin entfernt lag.
Sehr idyllisch und besonders.
Es gelang mir tatsächlich, meine Mama zu dieser Reise zu überreden. Wir packten uns schicke Sachen in den Koffer, ich räumte liebevoll mein eines Regalbrett leer und dann ging es auch schon los.

Was als Abenteuer begann…



Es war ein großes Abenteuer für mich. Ich war schon auf so einigen Lesungen gewesen, aber noch nie mit einer doch so relativ weiten Anreise.
Außerdem hatte ich jetzt schon wirklich etliche Bücher von ihr gelesen und war hingerissen bei dem Gedanken, die Autorin endlich persönlich zu treffen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es kam alles anders.
Die Lesung war, gelinde gesagt, schrecklich langweilig. Auch, wenn der Saal wirklich voll war, so flüchteten die Zuhörer am Ende beinahe alle innerhalb von Minuten. Es war wirklich auf einen Schlag leer.
Ich, mit glühenden Wangen, zittrigen Knien und feuchten Händen, habe mich dann mit meinem schweren Beutel auf nach vorn zur Autorin gemacht.
Ich versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen, während sie meine Bücher signierte.
Fehlanzeige.
Sie schaute immer wieder auf ihren Büchertisch, ob da nicht doch noch jemand stehen würde.
Meine zahlreichen Bücher beschriftete sie fast durchgehend mit „Viel Spaß“ und das im nahtlosen Übergang. Sicherlich kann man bei der Vielzahl nicht jedes Buch individuell signieren, aber wenigstens eines mit meinem Namen sollte doch wohl drin sein. Gerade, wenn man sich ob der Menge als Fan outet.
Es brach mir das Herz, als ich im Nachhinein die hingeschluderte Unterschrift in meinen Büchern sah.
Ich weiß, dass eine Unterschrift meistens blöd aussieht, aber unter „Zeitdruck“ produziert ist sie nochmal eine ganze Ecke liebloser.

Ich war so schrecklich enttäuscht, ich habe geweint nach diesem Abend.
Jung, fasziniert und dann schrecklich enttäuscht.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich danach kein Buch der besagten Autorin mehr in die Hand genommen habe.
Sie stehen zwar noch bei mir daheim im Regal, aber das bloße Ansehen erzeugt bei mir einen unendlich bitteren Beigeschmack.

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Autoren sind auch nur Menschen



Aber heute ist das für mich in Ordnung und ich habe daraus gelernt.
Es gibt schließlich noch ganz, ganz viele Autoren, die ich mag, deren Bücher ich mag und wo einfach alles passt.
Es kann ja nicht immer funktionieren.
Ich weiß, auch als Autor ist man „nur“ ein Mensch. Man hat Stress und Hoffnungen. Vielleicht hat sie an diesem Abend mit deutlich mehr Begeisterung gerechnet. War sauer, dass „nur“ ich am Ende übrig geblieben bin.
Aber ich denke, als Autor ist man eben auch eine Person, die in einer Form von Rampenlicht steht. Die Aufmerksamkeit erzeugt. Und da hat man dann auch eine Verantwortung seinen Fans gegenüber.
Als Filmstar ist man am besten auch freundlich zu den Leuten, die einen bewundern.

Wir sind alle nur Menschen, ich weiß. Aber für einen Autor, Filmstar, Musiker, Komödianten, wen auch immer, ist das Publikum eben auch das Element, welches für die Einnahmen sorgt. Ohne Fans kein Gehalt. Kein Ruhm. Keine Unterstützung.

Und ihr?



Habt ihr so eine Begegnung auch schon mal gehabt?
Hat euch ein Autor, oder eine Autorin, schon mal so sehr enttäuscht, dass ihr deren Bücher nicht mehr angerührt habt? Waren unfreundliche Autoren schon mal ein Thema für euch?


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18 Kommentare

Franzi 22. September 2017 - 7:25

Liebe Ramona,
das ist wirklich traurig und da kann ich deine Enttäuschung bestehen. Gerade als Kind hinterlässt das einen bitteren Beigeschmack. Ich kann mich nicht erinnern so eine negative Erfahrung mit Autoren gemacht zu haben. Als Blogger hat man ja noch einmal eine etwas andere Sicht auf die Autoren und teilweise ein anderes Verhältnis.
Auf Messen fallen mir manchmal Autoren auf die der abweisend oder gar arrogant wirken, ob sie es dann wirklich sind erfährt man nur durch ein Gespräch aber der erste Eindruck ist wichtig. Klar sind Autoren auch nur Menschen und ihnen geht es mal nicht gut oder sie haben einen schlechten Tag aber sie müssen trotzdallem auf ihr Auftreten achten, da sie ja Leser für sich gewinnen wollen und diese ihre Bücher kaufen.

Da bin ich froh dass es auch jede Menge Autoren gibt die einfach nett, aufgeschlossen und freundlich sind 🙂 ich würde sogar behaupten, dass es der Großteil ist.

Liebe Grüße
Franzi

Antwort
Elizzy 22. September 2017 - 11:26

Da kann ich mich nur anschliessen! Finde es furchtbar musstest du solch eine Erfahrung machen… Egal wie viele Leser eine Unterschrift möchten, man sollte sich für jeden Zeit nehmen und freundlich sein!

Antwort
Fabella 22. September 2017 - 9:39

Ach mensch, das tut mir wirklich leid 🙁 Da bin ich froh, dass ich noch keine solche Begegnung hatte .. wenn ich daran denke, dass selbst Nicholas Sparks sich trotz 100 Fans in der Schlange Zeit für jeden nahm … und er lachte dabei und war freundlich und gut gelaunt …

Antwort
Christin 22. September 2017 - 10:35

Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich bei Andreas Gruber mal gelesen hab. Auch er hatte – aus was für Gründen auch immer – kaum, bis kein Publikum. Hat dann aber für den einzigen Zuhörer eine individuelle Leseung gemacht, sich mit ihm unterhalten und am Ende erfahren, dass er nur auf seine Frau gewartet hat. Da merkt man wie unterschiedlich Autoren mit so einer Situation umgehen…
Ich kenne diese Erfahrung in Sachen Unfreundlichkeit (Du hast mein Buch nicht verstanden, etc) Dann filtert man aus und sucht sich andere „Freunde“ 😉

Antwort
Jutta 22. September 2017 - 10:56

wie schade, aber ich habe noch nicht viele Autoren getroffen

Antwort
Die-Rezensentin 22. September 2017 - 11:14

Bei Hape Kerkeling ist es mir extrem aufgefallen. Nach der wirklich lustigen Lesung ging bei ihm quasi eine Klappe runter und er war total unfreundlich, unlustig und wollte nur schnell das Signieren abarbeiten. (Denn gekauft hatten die Leute ja die Bücher schon) Es wurde auch kein Name oder gar eine Widmung reingeschrieben, sondern nur seine Unterschrift und es gab keine Fotos etc. Die Bücher wurden uns von einer Mitarbeiterin der Buchhandlung abgenommen und ihm gereicht, damit er ja nicht mit dem Fußvolk in Kontakt kam. Seitdem will ich ihn nicht mehr im Fernsehen sehen und schon gar kein Buch von ihm lesen,

Antwort
Nana 22. September 2017 - 11:32

Mir ging es ganz ähnlich wie dir: Ich durfte im Laufe der Jahre sooo viele tolle Bekanntschaften mit AutorInnen schließen, wundervollen Lesungen beiwohnen und schöne Gespräche mit SchriftstellerInnen führen.

Vor ungefähr 3 Jahren ließ dann ein deutscher Autor, das idyllische Kartenhäuschen vollkommen zusammenfallen. Er hatte sich öffentlich gegenüber einer Lovelybooks-Mitarbeiterin so rüpelhaft und dreist verhalten, dass mir schier die Spucke wegblieb. Wüste Beschimpfungen und Beleidigungen, Manieren gleich null – ich konnte mich seither nicht mehr für ihn und seine Bücher erwärmen; meine Gefühle ihm und seinen Romanen gegenüber befinden sich nur knapp über dem Gefrierpunkt. Drei seiner Bücher stehen in meinem Regal – eines ungelesen. Das wird wohl auch so bleiben; vielleicht stelle ich sie irgendwann in einen öffentlichen Bücherschrank.

Dann gibt es wieder AutorInnen, die sich so viel Zeit für einen nehmen, die Fragen geduldig beantworten, die wirkliches Interesse haben an ihrer Leserschaft und die mir bewusst machen, dass die eigene Zeit zu wertvoll ist, um sie damit zu verbringen, sich über einen schreibenden Hornochsen zu ärgern – wo im Literaturbetrieb doch soooo viele wunderbare Menschen herumwuseln!

Hab ein schönes Wochenende! 🙂
LG Nana

Antwort
Nicole W. 22. September 2017 - 12:58

Huhu Ramona!

Ich hatte es schon auf Facebook geschrieben, aber ich wollte ja auch mehr auf Blogs kommentieren, deswegen auch hier:
Schöner Beitrag! Vor einigen Wochen hatte ich auch einen Blogbeitrag vorbereitet, der sich auch mit diesem Thema befasst. Vielleicht veröffentliche ich den irgendwann sogar 😀
Aber ich kann deine Enttäuschung auf jeden Fall nachvollziehen – leider 🙁
Wie alt warst du denn da, wenn ich fragen darf? Ich finde es gerade bei Kindern wirklich blöd, wenn ihnen so die Lust aufs Lesen genommen wird 🙁

Liebe Grüße
Nicole

Antwort
Petzi 22. September 2017 - 19:29

Liebe Ramona,

das ist mir tatsächlich auch schon öfter passiert. Es hat mich nachträglich nicht beschäftigt, aber es hatte immer zur Folge, dass ich keines der Bücher je wieder zur Hand genommen oder neue Bücher des Autors gekauft habe. Lernt man den Autor auf dieser Ebene kennen, dann entwickelt man so eine große Unsympathie, dass man die Bücher auch nicht mehr guten Gewissens bzw. mit Freude lesen kann. Geht zumindest mir so. Und da inbegriffen sind böse Mails und Kommentare auf 3-Sterne-Rezensionen ebenso, wie persönliche Treffen auf der Messe bzw. bei Lesungen. Schlechte Tage kann jeder haben, aber dieses Verhalten ist nicht mit „schlechter Tag“ zu entschuldigen, sondern mit purer Aroganz.

Liebe Grüße
Petzi

Antwort
Desiree 24. September 2017 - 11:38

Hi Ramona,

persönlich hatte ich zum Glück noch nie solch eine Begegnung, kann deine Enttäuschung aber total nachvollziehen. Gerade wenn es sich um das absolute Idol handelt und man sich extra viel Mühe macht mit einer weiten Anreise, verknüpft man ja auch bestimmte Erwartungen mit dem Treffen der Autorin.
Ich finde das gehört zum Job dazu, dass man freundlich zu seinen Fans und Lesern ist. Denn letztlich sind das ja auch die Käufer der Bücher und man steht tatsächlich ein Stück in der Öffentlichkeit.

Was glaube ich aber häufiger passiert, ist, dass Autoren per Mail etwas unfreundlicher werden, wenn eine Bewertung nicht so ausfällt wie gewünscht. Gerade Selfpublisher sind da besonders empfindlich (mein persönlicher Eindruck). Niemand muss glücklich über eine eher durchschnittliche oder schlechte Bewertung „seines Babys“ sein, aber auch hier gehört es für mich zur Professionalität dazu. Zuletzt hatte ich eine Autorin die total toll reagiert hat und sich sogar trotzdem für meine ausführliche Rezension mit Begründungen bedankt hat. DAS fand ich wirklich professionell!

Liebe Grüße
Desiree

Antwort
Inga 25. September 2017 - 13:25

Hallo Ramona,

mir ist das bisher nicht passiert; im Gegenteil, ich erinnere mich jetzt noch positiv an eine Lesung von Andreas Schlüter (1998 vielleicht?), der damals mein absoluter Held war und von dem ich nahezu alle Bücher besessen habe. Auch in der nahen Vergangenheit habe ich durchweg Glück mit Lesungen gehabt.

Reaktionen auf Rezensionen habe ich schon einige erhalten, aber auch die waren immer positiv und nett! Das mag aber auch daran liegen, dass ich sehr selten zu (in meinen Augen) echten Flops gegriffen habe, seit ich blogge. Und wenn mir ein Buch nicht gefällt, versetze ich mich dennoch vorher IMMER in die Lage des Autors und überlege mir, ob mich meine Worte verletzen würden oder ich schreibe erst gar nicht darüber, weil mich das unnötige Energie kosten würde.

Viele Grüße
Inga

Antwort
Let 'em eat books 30. September 2017 - 11:51

Oh Gott, das klingt furchtbar. Mein Beileid zu dieser unschönen Erfahrung. Klar sind Autoren auch Menschen. Und sie dürfen auch mal schlechte Laune haben. (Ich hab sie ständig und versuche selbst, Autorin zu werden.) Aber ist es wirklich so schwer, dann dem Fan auch offen zu sagen „Hey, sei mir nicht böse, aber mir geht es gerade nicht so gut. Ich danke dir aber für deine Unterstützung und Begeisterung.“ ? Würden die meisten Menschen verstehen, und die, die es nicht tun, sind eh hoffnungslose Fälle.

Ich bin sehr froh, dass mein einer Lieblingsautor wirklich lieb ist. Er selbst sagt, er hält Menschen nicht lange am Stück aus – was ich gut nachvollziehen kann -, lässt einen das aber nie spüren. Und mit einer anderen war ich befreundet, lange bevor sie ihr erstes Buch veröffentlicht hat. Da hatte ich also ein ziemliches Glück.
Aber ich glaube, auch heute, mit 28 Jahren, würde mich ein Erlebnis wie deines aus der Bahn werfen. Ich bin da sehr sensibel. Also kann ich sehr gut verstehen, dass es dich heute immer noch beim Gedanken an ihre Bücher zu belasten scheint.

LG
Taaya

Antwort
Marie 17. Oktober 2017 - 14:58

WOW! Wirklich toll geschrieben!
Ich habe Gott sei dank noch nie eine solche Begegnung mit einem Autor gehabt!
Liebst, Marie <3

Antwort
Kate 4. November 2017 - 13:39

Hallöchen,
ich war bisher erst einmal bei einer Lesung und hatte dabei keine großen Erwartungen. Ich wusste einfach auch nicht, was auf mich zukommen würde. Aber ich fand es dann wirklich großartig! Es war so toll, weil die Autorin extrem lustig ist und total auf uns als Publikum eingegangen ist und während der Lesung Späße gemacht hat.
Vielleicht ist das auch ein kleiner Fehler deiner Lieblingsautorin. Vielleicht hat sie das Publikum nicht genug einbezogen, um dessen Aufmerksamkeit auch nach der Lesung noch halten zu können. Wirklich schade, dass du diese Enttäuschung erfahren musstest, aber immerhin durftest du auch andere Begegnungen erleben 🙂

Liebste Grüße
Kate ♥

Antwort
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